Surreale Felsformationen und Dinosaurierspuren im Nationalpark Ischigualasto
Landsegeln ist eine DER Attraktionen im Calingasta Tal. Genutzt wird dazu ein Gefährt mit 4 Rädern und einem Segel, mit dem man auf dem verkrusteten Seebett bei Pampa El Leoncito herumdüsen kann. Da wir alle drei gerne Segeln, wollen wir das unbedingt einmal ausprobieren und machen uns auf den Weg. Leider müssen wir jedoch feststellen, dass die Windsaison seit ein paar Wochen vorbei ist. Schade! Doch auch ohne Segeln hat sich der Weg gelohnt. Das riesige ausgetrockneten Seebett wirkt gerade durch die gähnende Leere sehr beeindruckend.
In dem klitzekleinen Örtchen Barreal legen wir ein Picknick ein und beschließen nach San Juan weiterzufahren – eine spektakuläre Strecke: Auf der einen Seite die stark gefalteten Anden mit ihren Schneebedeckten Gipfeln, auf der anderen Seite die in vielen Farben leuchtenden Vorkordillere.
San Juan – Werkstattbesuch Nr. 5 und ein halbleerer See
In San Juan ist mal wieder Mechaniker-Zeit. Unser Auto macht seit geraumer Zeit in Linkskurven seltsame Geräusche und das müssen wir checken lassen. Glücklicherweise bringt uns der Besitzer vom Campingplatz, auf dem wir heute Nacht geschlafen haben, direkt zum Mechaniker seines Vertrauens. Und dieser macht sich auch sogleich ans Werk. Nach kurzer Fahrprobe baut er die Hinterachse aus. Er vermutet das Kugellager als Ursache, doch das ist in ausgezeichneter Form. Also fehlt es anscheinend nur an Öl und Reifendruck, sodass alles einmal neu gefettet und eingeölt wird. Der ganze Prozess wird, wie in Argentinien üblich, von ausgedehnten Unterhaltungen über Gott und die Welt begleitet, sodass wir den gesamten Vormittag mit Pedro, seiner Familie und Freunden in der Werkstatt verbringen. Dabei schließt uns Pedro so sehr ins Herz, dass er uns die süßesten Weintrauben Argentiniens zum Probieren organisiert (wir lernen, dass der beste Wein nicht aus Mendoza sondern aus San Juan kommt), er uns 3 Flaschen Spitzenwein schenkt und am Ende nichts für seine Arbeit haben will. Pedros Traum ist jedoch einmal Deutschland zu bereisen. Somit zahlen wir nichts für die Reparatur, sondern „stiften“ 50€ für die Reisekasse.
Die Hitze ist in San Juan mindestens genauso drückend wie in Mendoza. Daher beschließen wir im Anschluss an unseren Werkstattbesuch Nr. 5 zum nahe gelegenen Stausee Ullum zu fahren. Dort finden wir auch einen hübschen Campingplatz, werden aber mal wieder (wie leider so oft in Argentinien) enttäuscht: Der See trocknet seit über 5 Jahren kontinuierlich aus, sodass Baden verboten ist. Wir bleiben dennoch auf dem grünen, fast leeren Campingplatz, machen mit der Hängematte im Schatten und einem leckeren Grillabend das Beste draus und genießen die Ruhe.
Dinosaurierspuren und skurrile Felsformationen im Nationalpark Ischigualasto
Für den nächsten Tag haben wir uns noch ein Highlight der Region vorgenommen: den Nationalpark Ischigualasto – ein Wüstental voll surrealer Felsformationen und Dinosaurierspuren. Auf dem Weg dorthin schlagen wir, ganz im argentinischen Stil, in der nicht vorhandenen Idylle direkt an der viel befahrenen Straße unser Picknick auf. 60km vor dem Park begrüßt uns bereits ein großes Dinosaurierskelett sowie ein einsamer Ranger in einem niegelnagelneuen Gebäude, der uns eigentlich nicht mehr weiterhelfen kann, als darauf zu verweisen, dass wir alle Infos im Park bekommen. Erinnert an irgendwelche irrsinnigen Infrastrukturmaßnahmen der EU…
Angekommen im Park besuchen wir gleich das kleine Museum, in dem überraschend anschaulich und auch wirklich mal informativ die Dinosaurierfunde von vor Ort und deren Geschichte ausgestellt sind. Wind und Wasser haben hier mit der Zeit eine überwältigende Vielzahl an Fossilien freigelegt – zum Teil aus dem Trias von vor über 180 Millionen Jahren.
Auf dem kleinen Campingplatz gibt es glücklicherweise etwas Windschutz (Wie wir lernen ist der vorherrschende Starkwind Dauerzustand). Wir beobachten noch den Sonnenuntergang und legen uns mit Felix leckeren vegetarischen Nudeln im Bauch schlafen.
Am nächsten Morgen klingelt früh der Wecker, damit wir uns auch den Sonnenaufgang anschauen können. Leider geht die Sonne direkt hinter einem Berg auf, aber das besondere Licht und die Morgenstimmung können wir trotzdem einfangen. Den Park selbst darf man nicht auf eigene Faust erkunden, sondern muss sich einer geführten Autokarawane anschießen. Somit geht es mit dem Ranger vorweg auf einem Rundweg durch das Tal. Dabei halten wir immer wieder an, um uns die surrealen Felsformationen anzuschauen. In Millionen von Jahren haben Fluten des heute fast ausgetrockneten Rio Ischigualasto Formen aus dem weichen roten Sandstein, aus dem einfarbigen Lehm und der Vulkanasche herausgewaschen, sodass zum Teil sehr fragil wirkende Gebilde übriggeblieben sind.
Werkstattbesuch Nr. 6 und eine schlaflose Nacht in San José de Jachal
Nach unserem Parkbesuch fahren wir nach San Josè de Jachal. Für Martin geht es von hier am nächsten Morgen zurück nach Mendoza und dann per Flugzeug nach Hause. Felix und ich wollen von hier über die Anden zurück nach Chile. Also heißt es Busticket organisieren und noch einmal zum Mechaniker. Mechaniker? Nochmal? Ja, denn der Grenzübergang Agua Negra, den wir bewältigen wollen, liegt auf 4780m und da wir bereits beim Cristo Redentor auf knapp 4000m Probleme hatten, den Berg hochzukommen, wollen wir unseren Luftfilter und unseren Bi-Turbo noch einmal richtig reinigen lassen. Beim Mechaniker haben wir wieder Glück, kommen gleich dran und können uns nach gründlicher Reinigung wieder auf den Weg machen. Im Anschluss noch ein kurzer Stopp bei einem Techniker – die Elektronik des Autoradios spinnt seit einiger Zeit – und dann zum Busbahnhof. Hier müssen wir noch eine Stunde warten, da der Ticketverkauf erst um 19 Uhr wieder aufmacht (hier herrschen anscheinend noch skurrilere Öffnungs- und Arbeitszeiten als in Mendoza…). Wir verbringen die Wartezeit mit den anderen Pennern der Stadt und trinken Dosenbier.
Mit dem Ticket in der Tasche steuern wir schließlich einen Campingplatz an, auf dem wir zum Abschluss von Martins Besuch noch einmal ordentlich grillen. Dann heißt es für uns aber auch schon ab ins Bett – Martins Bus geht um 6 Uhr. Was wir jedoch nicht ahnen konnten: Die Jugend in diesem ländlichen Örtchen hat anscheinend nichts zu tun und wir haben unsere Zelte Mitten in ihrem Feier-Revier aufgeschlagen. Einschlafen ist nicht, denn ständig fahren bunt blinkende Motorräder und Autos mit aufgedrehter Musik an uns vorbei. Gegen 3 Uhr geben wir auf und brechen unsere Zelte ab. Auf zum Busbahnhof – vielleicht können wir uns dort noch ins Café setzen. Aber siehe da, es ist ruhig (bis auf irgendwelche Köter, die immer bellen müssen) und wir legen uns mit unseren Schlafsäcken direkt vor dem Busbahnhof nochmal für 2 Stunden hin. Nicht besonders ausgeruht, steigt Martin in den Bus (auf der Fahrt wird er aber wunderbar nochmal die Augen zumachen können). Wir fahren komplett übermüdet im Dunkeln über enge Serpentinen zum nahe gelegenen Stausee Cuesta del Viento, wo wir das kleine Zelt aufschlagen und endlich den Schlaf der Gerechten nachholen.
Martin, vielen Dank für deinen Besuch, die gemeinsamen Erlebnisse – insbesondere die krasse Wanderung zum Banderitas Norte, deine Erklärungen zu unseren „Sonne, Mond und Sterne-Fragen“ und die Bereicherung unserer Camping-Rezepte!