Argentiniens Bergsteiger-Eldorado: Fitz Roy und Cerro Torre
Nach unserem historischen Zwischenstopp in der Cueva de las Manos reisen wir auf der Ruta 40 unserem eigentlichen erstem Ziel in Argentinien entgegen: dem Parque Nacional Los Glaciares. Für Bergsteiger aus aller Welt stellen die beiden Gipfel Fitz Roy (benannt nach dem Kapitän, der 1834 Darwins Expeditionsschiff, die Beagle, den Rio Santa Cruz flussaufwärts bis auf 50 km an die Gebirgskette heran steuerte) und Cerro Torre eine besondere Herausforderung dar.
Straßenführung in Argentinien – da ist der Wurm drin
Vorher halten wir allerdings noch in Gobernador Gregores, um Geld zu besorgen und unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Wir dachten ja, alles an der Grenze abgeben zu müssen. Von hier sind es nur noch 250 km zum Ziel. Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, und wir verpassen die richtige Abzweigung aufgrund von fehlenden Schildern (zumindest ist das unsere Erklärung). Nach knapp einer Stunde fällt mir auf, dass die Sonne tierisch auf meine Oberschenkel brennt, und ich wundere mich warum. Theoretisch sollten wir westwärts fahren und dementsprechend die Sonne mittags von Norden auf Kathrins Beine brennen. Ein Blick auf die Google Maps App verrät uns, dass wir nicht wie geplant auf der Ruta 40 sind, sondern stattdessen auf dem Weg zur Küste. Umdrehen macht keinen Sinn mehr, also fahren wir weiter bis zum nächsten Ort (eher eine Siedlung aus 3 Häusern), um eine Rumpelpiste für 120 km wieder Richtung Westen zu nehmen.
Die nun folgende Fahrt werden wir sicherlich nicht so schnell vergessen. Denn was als Rumpelpiste gekennzeichnet ist, entpuppt sich als neue fast fertiggestellte Schnellstraße – zumindest für die ersten 15 km. Dann hat irgendjemand die Baustelle dichtgemacht und so scheint es, kopfüber alle arbeiten abgebrochen. Laut Beschilderung müssen wir nach 15 km runter von der fast glatten und teilweise schon geteerten Straße, um auf der alten, mit Schlaglöchern übersäten Strecke weiter zu rumpeln. Mit unserem nun funktionierendem 4×4 können wir die lästigen Hindernisse jedoch um- bzw. überfahren und fliegen (wenn nicht gerade wieder ein neuer Sandhügel oder Graben den Verkehr an der Nutzung der Strecke hindern soll) die neue breit ausgelegte R288 entlang, während der restliche Verkehr auf der alten Strecke vor sich hin schleicht.
Wir erreichen El Chaltén zwar etwas später als geplant, aber diese kuriose Erfahrung war es wert. Trotz Internetrecherche wissen wir nur leider immer noch nicht, warum der Ausbau der R288 irgendwann einfach eingestellt wurde.
Trekking-Basis El Chaltén
Von El Chaltén starten die Trekkingrouten zum Cerro Torre und Fitz Roy, sodass wir auf dem lokalen Campingplatz (endlich mal wieder duschen) nächtigen und Thomas kennenlernen, der sich kurz nach unserer Ankunft mit seinem knapp 8m langen Wohnmobil neben uns gesellt. Thomas kommt aus Hamburg, hat sich entschieden, aus seinem bisherigen Berufsleben auszusteigen, bereist nun Lateinamerika sowie die USA und will evtl. künftig durch Photographie sein Geld verdienen.
Umwerfende Aussicht auf den Fitz Roy
Nach teurem schlechten Abendessen in einem Café im Ort (irgendwie schmeckt es selbstgekocht doch immer besser) und einer OK Nacht (auf dem Campingplatz herrscht bei den meist Jugendlichen Woodstock Atmosphäre, somit wird lange, laut und intensiv gefeiert) brechen wir morgens zum Sendero Laguna de los Tres auf. Der gut 12 km lange Weg (eine Richtung) geht die ersten 3 Stunden durch abwechslungsreiche Landschaft leicht bergauf. Nur der letzte Kilometer wird richtig steil und geröllig, sodass wir hierfür fast noch einmal eine Stunde benötigen. Oben angekommen werden wir mit einem Bilderbuchblick auf den komplett wolkenfreien Fitz Roy belohnt (wie ich von 2 Österreichern lerne, eine absolute Seltenheit), und ich „genieße“ ein erfrischendes Bad im Gletschersee. Auf dem Rückweg wundern wir uns, wer uns alles auf dem letzten Stück entgegenkommt (teilweise tragen die Leute Slipper, haben kein Wasser dabei oder bewegen sich keuchend auf allen Vieren). Abends grillen wir mit unserem Nachbarn Thomas (er wundert sich ein wenig über die Menge an Essen, die ich für 3 Leute zubereite) und arbeiten uns durch unsere Weinvorräte.
Der Cerro Torre bei Sonnenaufgang
Von Thomas erhalten wir den Tipp, unsere nächste Tour nicht wie geplant in einem Tag zu bestreiten, sondern oben zu campen und am nächsten Morgen in den Bergen den Sonnenaufgang zu erleben. Gesagt getan (wir besitzen seit Max Besuch praktischerweise ein Zelt) und wir laufen gen Nachmittag zur Laguna Torre. Auf dem kostenlosen Campingplatz finden wir auch noch einen freien Platz, essen 3 Kilo gekochten Gemüsereis, den wir mit hochgeschleppt haben, und gehen früh ins Bett. Bedauerlicherweise hält unser amerikanischer Zeltnachbar lange laute Reden über die Welt, was einem frühen Einschlafen etwas im Wege steht – aber irgendwie auch ganz interessant, wie dieses „Rich Kid“ die Welt sieht.
Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Das rote Licht des Sonnenaufgangs trifft leider mehr auf Wolken als auf das Bergmassiv, trotzdem ist die Atmosphäre besonders und wir betrachten frierend, wie es langsam hell wird. Nach dem Abstieg und zurück auf dem Campingplatz in El Chaltén hält Thomas sein Wort und serviert uns ein gigantisches Frühstück.