Kayak, Downhill und Trekking rund um Bariloche
Wir bekommen Besuch! Zum zweiten Mal während unserer Reise werden wir besucht. Dieses Mal kommt unser Freund Simon aus Berlin. Bevor wir jedoch unsere traute Zweisamkeit gegen einen Dreier eintauschen, wollen wir uns noch zwei Tage am Lago Gutiérrez erholen.
Kayakfahren auf dem Lago Gutiérrez
Unsere letzten Erlebnisse folgten irgendwie immer dem Motto „Plan, klappt nicht, wir machen etwas Anderes“. ABER heute nicht! Es war unser Plan am Lago Gutiérrez eine Kajak-Tour zu machen und siehe da, ohne Probleme klappt‘s. Bei herrlichem Sonnenschein paddeln wir entspannt mit einigen anderen (den interessanten Teil des Sees darf man nur mit Guide befahren) durch kristallklares Wasser zu einem versteckten Strand. Dort lernen wir zusammen mit drei Kanadiern, wie wir Mate-Tee richtig zubereiten und trinken sollten – DAS Nationalgetränk Argentiniens. Unsere vorherigen Experimente mit selbst gekauftem Mate waren nicht wirklich überzeugend, wobei der von der „Expertin“ zubereitete Mate auch nicht viel besser ist. Geschmacklich ähnelt das Ganze nach wie vor aufgekochtem Gras.
Auf der Kajak-Tour berichtete unser Guide von einem weiteren ca. 6 km vom Campingplatz entfernten Strand, den man über einen wunderschönen Wanderweg erreichen soll. 6 Kilometer hin und 6 zurück, macht 12 km. Sollte also nicht länger als 60 min dauern und so gehe ich spontan noch eine Runde joggen. Was ich leider nicht bedacht habe ist, dass es a) bald dunkel wird, b) der insgesamt 12 km Wanderweg in beide Richtungen 800 Meter extrem steil an- und wieder absteigt und c) primär aus Sand besteht. Aus einer Stunde werden eher 2 und die Sonne geht gerade in den schönsten Tönen unter, als ich unser Auto wieder erreiche. Lerne: Nächstes Mal vorher kurz das Streckenprofil checken!live streaming movie
Mountenbike-Tour am Cerro Cathedral
Nachdem Simon am Flughafen abgeholt worden ist, wir gemeinsam essen waren und eine Nacht in einem Hostel in Bariloche verbracht haben, ist es Zeit für unser erstes gemeinsames Abenteuer. Wir leihen am Cerro Cathedral Mountainbikes bei einem extrem verkaterten Typen aus, der uns als Strecke eine Route runter zum Lago Gutiérrez empfiehlt. Fast entlang der gestrigen Laufstrecke – kenne ich also schon 🙂
Wir ignorieren das Schild mit dem Hinweis „Nivel alto“ und „Solamente con experiancia“, – stand bisher auch bei fast jedem Wanderweg – und radeln fröhlich über Stock und Stein los. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Wandererfahrungen ist das Schild aber dieses Mal ernst gemeint. Was als entspannte Mountenbike-Tour gedacht war, wird zu einer echten Downhill-Fahrt. Erschreckenderweise, bin ich mit Abstand der schlechteste von uns Dreien, steige das ein oder andere Mal unfreiwillig ab und haue mir immer wieder das Pedal ans Schienbein, während ich Simon vorne immer nur „Juhuu“, „krass“ oder „wie geil“ rufen höre. Irgendwann erreichen wir unsere erste richtige Steigung – meine Unterarme brennen mittlerweile tierisch – und Simon zeigt uns wie wir mit Schwung hochkommen sollen. Eigentlich. Denn irgendwie dreht sein Hinterrad durch und er fliegt zur Seite den Abhang runter, wobei sein Fall glücklicherweise durch einen Baum sowie einen Strauch etwas gebremst wird. Nur mit ein paar Schrammen und einem etwas steifen Nacken (wir tragen alle Helme!) vom Aufprall auf den Kopf, kommt er irgendwann die knapp 20 Meter wieder hochgeklettert. Auf dem Foto ist Simon als ganz kleiner Punkt unten zu sehen.
Ohne weitere nennenswerte Zwischenfälle erreichen wir den See – kurzes Foto – um dann wieder den Berg hochzustrampeln. Der Verleiher ist immer noch nicht nüchterner und stört sich nicht weiter an dem leicht ramponierten Rad.
Somit darf Simon heute noch einmal auf ein Hostel ausweichen und seine Wunden heilen, bevor es morgen ernst wird und er seine erste Nacht im Zelt nächtigen muss.
Ausflug zur Pampa Linda
Simons Wunden verheilen dank Betaisodona ganz wunderbar, sodass wir uns auf einer einspurigen Staubpiste am Ufer des Lago Mascardi entlang zur Pampa Linda aufmachen. Die Pampa Linda ist Teil des ersten, 1922 ausgerufen argentinischen Nationalparks Parque Nacional Nahuel Huapi. Der Park selbst geht zurück auf Perito Francisco Pascasio Moreno (den Herren, der den Fluss Río Fénix umleitete, um die argentinischen Ansprüche auf dieses Gebiet zu wahren). Die Kernzone des Parks bildet der See Nahuel Huapi an dem auch Bariloche liegt. Bekannt ist der Park außerdem für den, in der Pampa Linda gelegenen, Monte Tronador, der seinem Namen als „Donnerer“ alle Ehre macht, wenn sein Gletscher kalbt und Eisbrocken unter großem Getöse ins Tal donnern.
Inmitten dieser eindrucksvollen Bergkulisse schlagen wir unser „Basislager“ für auf. Als Stärkung für unsere geplante Wanderung sorgen heute Abend „Truchas“, die wir bei einer lokalen Forellenfarm gekauft haben und nun auf dem Grill verarbeiten.
Begleitet vom Donnern des nahen Monte Tronador steigen wir am nächsten Tag zum 2.000 Meter hohen Refugio Otto Meiling auf. Die Route führt anfänglich durch die schöne flache Pampa bevor es nach und nach immer steiler wird. Nachdem wir irgendwann die Baumgrenze erreicht haben und die Andenwälder hinter uns lassen, kommt plötzlich starker kalter Wind auf, und wir müssen die letzte Stunde über Steine und Vulkanschutt klettern, wobei Simon mit seinen Hippster-Sneaker leichte Probleme mit dem Gripp hat. Nichtsdestotrotz erreichen wir nach knapp 4 Stunden das Refugio, das malerisch zwischen zwei Gletschern liegt. Während Kathrin die beiden Gletscher aus der Nähe betrachtet, wärmen Simon und ich uns an Instantkaffee (Nicht nur Simons Schuhe, auch seine Jacke entspricht nicht der Bergsteigernorm und ich hatte ganz auf meine verzichtet – unten im Tal waren es über 25°).
Simons erste Nacht im Zelt war wohl keine so schöne Erfahrung (Simon ist mit seinem 90er-Jahre Neon-Schlafsack angereist), sodass er nach der heutigen Wanderung ins benachbarte Hostel ausweicht, während Kathrin und ich uns im Dachzelt mit Schlafsäcken und (vielen) Decken wärmen.
Vor unserer Rückfahrt nach Bariloche machen wir noch einen Abstecher zum Fuße des Monte Tronador, der in seinem Tal einen zweiten, schwarzen Gletscher, den Ventisquero Negro, formt. Während „normale“ Gletscher durch zusammengepressten Schnee entstehen, wird der Ventisquero Negro ausschließlich durch die abrechenden Eismassen des oberhalb liegenden Gletschers am Monte Tronador gespeist. Das abstürzende Eis rutscht dabei über die schwarze Asche des erloschenen Vulkans und nimmt so die schwarze Farbe an.