Pisco Sour im Elqui-Tal und ein Besuch in Coquimbo
Was gibt es Besseres als die Aufregung der Überquerung des Paso Agua Negra sowie die Trauer um den Guanako mit einem Pisco Sour zu verdauen? Sicherlich wenig, vor allem, wenn das Dorf Pisco Elqui im Elqui-Tal (fast) direkt auf dem Weg nach Coquimbo liegt.
Pisco unterm Sternenhimmel im Valle Elqui
Für die Chilenen, aber auch die meisten Touristen ist das Valle Elqui ein ganz besonderer Ort. Neben Besuchern auf der Suche nach kosmischer Energie, Ufo-Sichtungen und der Dichterin Gabriela Mistral, ist das Tal vor allem für sein Weinanbaugebiet bekannt. Hier stellt der Wein, der aus den Reben gewonnen wird, allerdings nur ein Zwischenstadium dar. Das eigentliche Ziel ist die Produktion von Pisco – vermeintlich des besten chilenischen Piscos und wenn man die Chilenen fragt, auch des besten der Welt.
Sowohl in Peru als auch in Chile ist der Pisco DAS Nationalgetränk und beide beanspruchen die Erfindung für sich. Nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung konnte Peru 2005 einen entscheidenden Etappensieg verbuchen: Die World Intellectual Property Organisation sprach den Ur-Pisco den Peruanern zu. Seitdem betonen die Chilenen, dass ihrer deutlich reiner sei und deutlich mehr produziert sowie exportiert würde.
Nach unserer Passüberquerung erreichen wir gegen Nachmittag das Örtchen Pisco Elqui. Da wir keinen geeigneten Ort zum freistehen finden, steuern wir über eine sehr enge und steile Straße einen Campingplatz an. Doch leider ist hier das Tor zu und auch auf Klingeln und Klopfen rührt sich nichts. Der Platz scheint also wie so viele in der Nebensaison geschlossen zu sein. Somit müssen wir wohl oder übel auf dem winzigen steilen Vorplatz (1.5 Autolängen) drehen. Gerade als wir es mit ganz viel hin und zurück fast geschafft haben, öffnet sich das Tor. Also wieder in die andere Richtung drehen und schließlich schlagen wir unser Zelt an einem schattigen Flüsschen auf.
Nach einer stärkenden Cazuela (chilenischer Rindfleisch-Eintopf) können wir in dem Örtchen endlich zum Hauptteil übergehen: Es gibt Pisco Sour und Pisco Maracuja unterm Sternenhimmel. Zwar sehen wir keine UFOs, aber der Pisco war den Abstecher allemal wert.
Umwerfende Gastfreundschaft und Willkommenskultur in Coquimbo
Nach einem Besuch am Puclaro, einem Stausee der aufgrund seiner konstanten Windverhältnisse ein Kite- und Windsurf-Mekka ist (leider kann man entgegen der Angaben im Lonely Planet keine Surfbretter ausleihen) und einer weiteren Nacht im Elqui-Tal, geht es für uns weiter nach Coquimbo zu Karims Eltern.
In einem Strandcafé an der Promenade zwischen Coquimbo und La Serena treffen wir America und Enrique. Nachdem sie uns einige Highlights und vor allem die noch sehr sichtbaren Schäden des schweren Tsunamis vom September 2015 gezeigt haben, fahren wir zu ihrem Lieblingsstrand Totoralillo, wo die beiden ein kleines Picknick vorbereitet haben.
Für uns vollkommen unvorstellbar und trotz mehrmaliger „Beschwerde“, werden Kathrin und ich im Ehebett einquartiert, während America und Enrique ins Gästezimmer umziehen. Ähnlich wie schon bei unserem ersten Besuch in Santiago bei Omar und seiner Familie ist die Gastfreundschaft und Willkommenskultur einfach umwerfend. Ich hoffe inständig, dass ich mir hiervon eine Scheibe abschneiden und einen Teil dieser gelassenen Selbstverständlichkeit mit nach Berlin nehmen kann.