Reifenpanne! Die letzten Meter auf der Carretera Austral

Nachdem wir am Lago Verde noch einmal schwimmen waren, fahren wir „frisch gewaschen“ gen Coyhaique. Nicht dass uns die Stadt irgendwie reißt, aber sie ist die letzte Möglichkeit unsere Wagenpapiere zu empfangen, damit wir endlich die Grenze Richtung Argentinien überqueren dürfen. Nachdem Omar unser Auto irgendwann im November gekauft hatte, haben die chilenischen Behörden über 2 Monate gebraucht, die entsprechenden Wagenpapiere auszustellen. Nun aber sollen die Papiere tatsächlich am nächsten Tag in Coyhaique eintreffen. Und nach einem Tag warten, einkaufen und ganz viel Internet, halten wir am Nachmittag tatsächlich die Papiere in der Hand und können nun über den Parque Patagonia nach Argentinien.

Unsere erste Reifenpanne

Die erste Nacht nach Coyhaique verbringen wir am Fluss direkt neben der Carretera. Wir merken, dass wir langsam in immer abgelegenere Gegenden kommen, denn wir werden von wirklich jedem an uns vorbeifahrendem Fahrzeug gegrüßt, angehupt oder fotografiert. Am nächsten Morgen – die Schotterpiste ist wunderbar glatt – fliegen wir Richtung Lago General Carrera. Ca. 20 km vor dem See – Kathrin will ein Foto machen und ich muss mal wieder aufs Klo – stellen wir fest, dass wir hinten einen Platten haben. Ich habe mit 19 an meinem Renault Clio schon einmal einen Reifen gewechselt, also sollte das jetzt auch kein Problem sein – vor allem weil uns die Werkstatt in Puerto Montt gezeigt hat, wo wir den Wagenheber ansetzen sollen. So viel zur Theorie! Der Reifen ist mittlerweile so platt, dass der Wagenheber nicht unter die entsprechende Aufhängung passt. Also bocken wir den Wagen im ersten Schritt soweit auf, dass wir einen großen Stein unter die Hinterachse schieben können, um dann in Schritt 2 den Wagenheber an der richtigen Stelle ansetzen zu können. Der Nieselregen ist inzwischen in Starkregen übergegangen und ich bin klitsch nass, aber der Wagen endlich aufgebockt. Also neuen Reifen drauf – einen Straßenreifen, der extrem wenig mit den anderen 4 Reifen zu tun hat – und den kaputten Reifen wieder unters Auto gehoben. Fröhlich fluchend fahren wir weiter Richtung Puerto Rio Tranquilo und ich bete inständig, dass wir eine Werkstatt finden. Dem Reifen traue ich keine 300 km Rumpelpiste zu und es ist Samstagnachmittag.

Im Ort finden wir eine winzige Werkstatt, die aktuell nichts anderes zu tun zu haben scheint als Reifen zu flicken: Ein Toyota Hilux ist gerade fertig, ein argentinisches Fahrzeug wird gerade verarztet und dann eben wir. Nach gut einer Stunde ist der Reifen wieder ganz, ich habe einen kleinen Stein als neuen Talisman und wir können endlich was essen und weiter.

Dank iOverlander finden wir am Rio Baker einen wunderbaren Spot für die Nacht und können unter Bäumen dem Wind und Regen zumindest teilweise entfliehen.

Parque Patagonia

Am nächsten Tag verlassen wir nach fast 1000 Kilomentern die Carretera Austral und biegen in das Tal Valle Chacabuco, bzw. den Parque Patagonia ab. Der 690 m² große Park ist wie schon der Parque Pumalín auf die Initiative und Investition vom Ehepaar Tompkins zurückzuführen. 2004 kaufte Kris Tompkins die ehemalige Schaffarm und zusammen mit vielen freiwilligen Helfern wurde diese nach und nach wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt (u.a. wurden 644 km Zäune entfernt und die ungehemmt wuchernden Neophyten wurden per Hand ausgerupft). Im Park selbst sehen wir zum ersten Mal Guanakos. Wobei wir beide bei dem Versuch, mit Zoom zu ein Foto von dem weit entfernten Tier machen, bei den Lokalen nur auf Unverständnis stoßen (wir parken mitten auf der Straße). Wie wir im weiteren Verlauf der Straße sehen, stehen die Guanakos an jeder Ecke und sie sind (mittlerweile wieder) überall zu finden.

Grenzübertritt nach Argentinien

Am Ende des Parque Patagonia erreichen wir die chilenisch-argentinische Grenze (wir haben ganz löblich (fast) alles an Früchten, Gemüse und Milch verbraucht). Auf der chilenischen Seite sorgen unsere Papiere für etwas Verwirrung, die wir aber mit noch mehr Unterlagen zum Auto lösen können und füllen irgendwelche Formulare aus. Weiter auf der argentinischen Seite, werden diese Papiere erneut geprüft, gestempelt und per Hand abgeschrieben (!) – es gibt nämlich weder Computer noch Kopierer. Nachdem dieses etwas komisch anmutende Prozedere abgeschlossen ist, wissen wir, dass die Freundin des Beamten deutsche Verwandte hat und wir haben das Fußballfinale 2014 – ja Argentinien hätte gewinnen können – im Detail besprochen. Nun kann unser Auto inspiziert werden. Obwohl eigentlich nicht gestattet dürfen wir unsere letzte Banane, Avocado und unsere Milch behalten und die Grenze passieren.

Die nächsten 100 Kilometer zu unserem heutigen Etappenziel in der Nähe der Cueva de las Manos sind, wenn man ganz ehrlich ist – beschissen. Die Straße ist übersäht mit Bodenwellen und Schlaglöchern, unser Auto schwankt wie ein Wackelpudding und wir schleichen mit 20 km/h unserem Ziel entgegen.

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