Pucon und unser Aufstieg zum rauchenden Krater des Vulkan Villarrica

Die Sonne scheint bei 26 Grad, der Sommer hat in Chile gerade begonnen und es ist Weihnachten. Schwer vorzustellen? Ja, selbst für uns vor Ort! Es hat sich für uns dieses Jahr auf jeden Fall nicht wie Weihnachten angefühlt. Dennoch haben wir die Feiertage gewürdigt und sind alles recht entspannt angegangen. Unsere Basis dafür war Pucon – „Pucon gilt als Mekka für Adrenalinjunkies und erstreckt sich unter den drohenden Blicken des Volcan Villarrica am schönen Lago Villarrica“ – ein Örtchen, das vor allem mit sportlichen Tourismusangeboten aber auch mit einem ganz besonderen Charme aufwartet. Eigentlich lag dieser Ort gar nicht auf unserer geplanten Route. Da wir allerdings im Wanderreiseführer von Max (unser spontaner Weggefährte im Nationalpark Conguillio) gelesen hatten, wie spektakulär der Aufstieg auf den Vulkan Villarrica sei und dass Pucon der Ausgangpunkt dafür ist, mussten wir unbedingt dort hin. Glücklicherweise haben wir vor Ort auch noch 2 Plätze für eine Klettertour am 27. Dezember ergattern können. Für die Tage davor gab es genug in und um Pucon zu erkunden.

Heilig Abend in den Termas Los Pozones

Den 24. Dezember haben wir bei wunderbarem Wetter auf einem Campingplatz in Pucon verbracht und die Zeit genutzt, um die vom Dauerregen im Nationalpark Conguillio malträtierten Schuhe, Regenjacken und unser Dachzelt noch einmal ordentlich zu imprägnieren. Am Abend sind wir zu den nahe gelegenen Termas Los Pozones gefahren – ein super Tipp von Martina und Lothar – die zwei sind mit ihrem Truck bereits seit 5 Jahren in Nord- und Südamerika unterwegs. In der wunderschönen Naturtherme, die von einer heißen Quelle gespeist wird und komplett unter freiem Himmel liegt, war quasi nichts los. Zu Mitternacht waren wir ganz allein – nur wir zwei und der Mond…

Weihnachten am Wasserfall und am See

Die Nacht durften wir direkt oberhalb der Therme auf einer Wiese mitten in den Bergen verbringen. Von hier sind wir am nächsten Tag zum Lago Caburgua aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin lud uns ein Schild auf einen Abstecher zu drei Wasserfällen ein. Der Sprung ins eiskalte Wasser kostete mich einiges an Überwindung, aber wann badet man schon einmal direkt unter einem Wasserfall? Mit unserem anschließenden Picknick haben wir uns anscheinend einer chilenischen Weihnachtstradition angeschlossen – wir hatten den Eindruck, dass alle Chilenen den 25. Dezember mit Kind und Kegel, Grill und Schwimmsachen in der Natur verbringen. Am Lago Caburgua war auch einiges los. Abends standen wir dann aber fast allein am See und haben die Ruhe genossen.

Vorbereitung auf unser Vulkanabenteuer

Am 26. Dezember sind wir zurück zum Campingplatz in Pucon, da wir am Nachmittag ein Vorbereitungstreffen für unseren Aufstieg auf den Vulkan Villarrica hatten. Dabei war das Glück mit uns Dummen: Bei unserem ersten Besuch auf dem Campingplatz hatten wir unsere Wanderschuhe nach der Imprägnierung zum Trocken unters Auto gestellt – und da stehen lassen. Erst nach unserer Rückkehr bei der Vorbereitung auf die Vulkankletterei fiel uns auf, dass die Schuhe fehlten. Zum Glück kommt auf dem Campingplatz nichts weg, wie uns der nette Campingplatzwart erklärte, als er uns die Schuhe zurückgab.

Aufstieg zum Vulkan Villarrica

Am 27. ging es dann ganz früh los – um 6:30 war das Treffen bei der Trekkingagentur Sol y Nieve. Unser leichtes Marschgepäck inkl. Tagesverpflegung wurde ergänzt durch Steigeisen, Eispickel, Helm, Gasmaske, 2. Jacke, Handschuhe, Gamaschen, Schneeschutz und Tellerschlitten. Die Agentur stattete uns komplett aus. Mit 10 weiteren Abenteurern und 4 Guides ging es per Bus in den Nationalpark zum Fuße des Vulkans Villarrica – einem der aktivsten Vulkane Südamerikas. Der Aufstieg zum rauchenden Krater ist eine beliebte Tagesexkursion, wie wir bei unserer Ankunft feststellen konnten. Neben uns gab es noch einige andere Gruppen, die sich auf den Weg machten. Der 4 stündige Aufstieg mit all der Ausrüstung war von Anfang an sehr steil und anstrengend. Nach einem kurzen Stück gab es nur noch Schnee. Die Verhältnisse waren allerdings so gut, dass wir den Gletscher ohne Steigeisen bezwingen konnten. Unsere Eispickel leisteten hingegen einen guten und wertvollen Dienst, denn es war wirklich sehr, sehr steil. Was passieren würde, wenn wir richtig ausrutschten, demonstrierte uns eine Wasserflasche, die einem Kletterer abhandengekommen war. Sie rutschte und polterte ungebremst den Abhang hinab…

Das krasseste war allerdings der Wetterumschwung. Auf der letzten Anhöhe vor dem Gipfel wurde es auf einmal extrem windig und bitterkalt. Ab hier kam dann die komplette Ausrüstung zum Einsatz. Langsam aber stetig näherten wir uns dem Krater. Oben angekommen, hatte ich das Gefühl, jeden Moment weggeweht zu werden. Leider ist seit dem letzten Ausbruch im März dieses Jahres das Magma im Vulkan nicht mehr direkt sichtbar, dennoch war der Blick in den Krater und auf die Kulisse drum herum atemberaubend. Hier oben brauchten wir auch tatsächlich unsere Gasmasken. Selbst mit ihnen war das Einatmen des schwefeligen Qualms noch unangenehm. Das Abenteuer war aber auf dem Gipfel noch nicht zu Ende – bergab begann erst der richtige Spaß. Auf die Tellerschlitten geschwungen ging es rutschend bergab. So waren wir in null Komma nichts wieder unten und hatten dabei eine Mords Gaudi. Ein wahrlich unvergessliches Erlebnis!

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