2 Wochen Kuba – ein grandioser Abschluss unserer „Weltreise“
Langsam wird es in Chile und Argentinien herbstlich. Höchste Zeit also nochmal in die Wärme zu fliegen, bevor es Mitte Mai zurück nach Deutschland geht. Und höchste Zeit, Kuba zu besuchen, bevor die Amerikaner hier massenweise einfallen und sich so einiges verändern wird. Ohne Auto und ohne Dachzelt sind wir zwar nicht so flexibel auf der Karibikinsel unterwegs, dafür tauchen wir tief in die Lebenswelt der Kubaner ein.
Havanna und das kubanische Leben
In Havanna kommen wir über Freunde bei Norma und Fernan, einer typisch kubanischen Familie unter. In dem Drei-Generationen-Haushalt erleben wir hautnah die extreme Lebensfreude (z.B. beim Feiern und Tanzen zu Geburtstagen), aber auch die Nöte und Sorgen in Kubas kommunistischen System, in dem zwar allen das Nötigste zur Verfügung steht (Wohnraum, Arbeit, Grundnahrungsmittel, Gesundheitsversorgung), aber man sich darüber hinaus kaum etwas leisten kann bzw. darf. Die Gehälter für Zahnärzte oder Lehrer liegen umgerechnet bei knapp 40$ PRO MONAT! So kommt es, dass viele versuchen, im Tourismus zusätzlich Geld zu verdienen. Als Taxifahrer lassen sich hier locker 40$ an einem halben Tag verdienen.
Durch die zwei Währungen im Land gibt es oft unterschiedliche Preise für Kubaner und für Touristen. So kostet beispielsweise 1 Kugel Eis bei der gleichen Eisdiele für Touristen 1$ und für Kubaner 4 Cent. Dafür warten die Kubaner aber auch stundenlang in der Schlange, um das günstige Eis zu ergattern. Andere Dinge sind nicht vergünstigt, sodass diese quasi ausschließlich für Touristen zur Verfügung stehen – z.B. eine Flasche Wasser für 2-3$ oder eine Stunde Internet für 2-7$. Wenn Touristen an die einheimische Währung kommen, können sie in den richtigen Läden Reis, Bohnen, Früchte, Fleisch und Rum zu Spottpreisen ergattern. Kubaner, die im Tourismus Geld verdienen und somit an die Touristenwährung kommen, machen zwar auch keine großen Sprünge, können sich aber zumindest ein wenig mehr leisten als das, was streng rationiert vom Staat zur Verfügung gestellt wird.
In der quirligen Hauptstadt Havanna scheint in vielerlei Hinsicht die Zeit stehengeblieben zu sein: bunt leuchtende Oldtimer wuseln zwischen prächtigen Kolonialbauten umher. Vieles hat den morbiden Charme des Verfallenen, einige Gebäude sind oder werden inzwischen aber auch schon restauriert – es ist zu erkennen, dass sich durch Raúl Castros offeneren Regierungsstiel bereits einiges im Land verändert. Zu Fuß und per Taxi (Osmani, Normas Schwiegersohn ist Taxifahrer, und chauffiert uns in seinem Ford von 1954 liebend gern in der Stadt umher) erkunden wir die Altstadt, genießen den Ausblick vom alten Bacardi Haus, schlürfen Mojito im prunkvollen Nationalhotel sowie Daiquiri in Hemingways Lieblingsbar.
Am 1. Mai lassen wir uns den Spaß nicht entgehen und marschieren bei der Nationalparade mit. Dabei fühlen wir uns komplett in die DDR zurückversetzt: Überall Lautsprecher mit Marschmusik und Parolen wie „Viva Cuba Libre“, feierlustige, stolze Kubaner und Gruppen die Raúl Castro auf dem Platz der Revolution zugrüßen und zujubeln.
Viñales – eine Landschaft wie ein Fantasiegemälde
Um auch Kubas atemberaubende Natur zu erleben, machen wir nach 2,5 Tagen Havanna einen Ausflug per Collectivo nach Viñales – eine ländliche Idylle im Westen der Insel. Aus rot gefärbten Talböden steigen grün bewachsene Kegelfelsen empor und erzeugen eine zauberhafte Kulisse. Hier sind das Leben und die Landwirtschaft noch rein und ursprünglich: Schwerstarbeit mit archaisch anmutenden Ochsengespannen, frei herumlaufende Hühner, Schweine, Kühe und Pferde und mit Palmwedeln bedeckte Tabak-Trockenschuppen. Wir verbringen viel Zeit auf der Finca von Raúl, machen mit unserem lokalen Guide Omar (nicht zu verwechseln mit Omar aus Chile) einen wunderschönen Spaziergang durch das malerische Valle de Silencio inkl. Schwimmen in einer der vielen Höhlen und lernen, wie Tabak angebaut und Zigarren gerollt werden.
Das Rollen einer Zigarre haben wir direkt per Video festgehalten:
Natürlich darf in der Karibik der Strandbesuch nicht fehlen. So organisieren wir uns von Viñales Fahrten zu zwei nahe gelegenen Stränden. Ausgerechnet an der Cayo Jutia schließen wir uns spontan einer Schnorcheltour an. Von dem einst atemberaubenden Riff ist leider so gut wie nichts mehr übrig. Überall hat sich die Korallenbleiche ausgebreitet und abgesehen von ein paar ganz vereinzelten Fischen ist hier alles tot. Zumindest auf dem Rückweg sehen wir dann doch noch etwas mehr Leben: Wir stoppen an einem abgelegenen Strand und entdecken eine Vielzahl an Seesternen. Auf dem Hinweg machte der Oldtimer unseres Fahrers schon komische Geräusche und kam nicht so recht die Berge hoch. Nun auf dem Rückweg qualmt der Motor den Innenraum voll, bis er irgendwann komplett seinen Geist aufgibt. Ganz wie im schlechten Film zieht genau jetzt ein Gewitter auf und im Regen geht es auf der Pritsche eines Lasters wieder zurück nach Viñales.
Am nächsten Tag machen wir uns mit Reisebus und Fähre zum Inselstrand Cayo Levisa auf. Felix wollte schon die ganze Reise irgendwo tauchen gehen, aber das wird wohl nichts mehr – das Meer ist vom gestrigen Unwetter zu aufgewühlt und eine Bootsfahrt hinaus ins Riff ist zu gefährlich. So erkunden wir die Insel zu Fuß, finden einen fast menschenleeren Strand (es gibt eine winzige Bar, aber keine Gäste) und verbringen den Tag komplett einsam und entspannt am weißen Strand. Fast etwas zu entspannt – unser Boot zurück aufs Festland geht um 17 Uhr und nur mit einem beherzten Dauerlauf erreichen wir noch knapp unsere Fähre.
Las Terrazas – Ruinen alter Kaffeeplantagen und Natur pur
Bevor es für uns zurück nach Havanna geht, machen wir noch einen Abstecher nach Las Terrazas, in Kubas ältestes Biosphärenreservat. Die wildromantische Hügellandschaft beherbergt eine unglaubliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen, von denen viele nur an diesem Ort vorkommen. Hier sind wir super romantisch in einer Hütte im Campamento del San Juan untergebracht – mitten im Grünen und mit dem Rio San Juan direkt vor der Haustür. In dem Fluss haben sich im Laufe der Zeit natürliche Schwimmbecken gebildet, die Einheimische und Besucher gleichermaßen anziehen.
Das lokale Restaurant macht um 18 Uhr zu und hier im Nichts gibt es sonst … genau nichts. Also essen wir früh und decken uns im kleinen Shop mit Havana Club, Cola, Sprite sowie Eiswürfeln ein. Und da alleine trinken nur halb so viel Spaß macht, überzeugen wir bei Rum und lokalen Zigarren Sandra und Tobi auch ihren Traum einer Weltreise zu leben. Der nächste morgen beginnt etwas langsam und eine kleine Katze macht sich bemerkbar. Nichts desto trotz wollen wir eine Wanderung durch die uns umgebende Natur machen. Im Reiseführer steht zwar etwas von „nur mit Guide“, aber hey, wir sind schon in Chile und Argentinien alles Mögliche bestiegen und haben uns (fast) nie verlaufen. Wir müssen jedoch schnell erkennen, dass es hier keine richtigen Wanderwege gibt, sondern nur viele kleine ungekennzeichnete Pfade und so stehen wir schon nach knapp 100m im Dschungel wie der Ochs vorm Berg und haben keinen Plan, wo wir lang müssen. Wie bestellt kommt in dem Moment eine Familie auf dem Weg zum Rio San Juan vorbei (heute ist Muttertag und es muss gemeinsam gegrillt werden – fast wie in Argentinien) und eines der Familienmitglieder erklärt sich gegen ein paar CUC bereit, unseren Guide zu spielen. Die Wanderung führt uns zur überwucherten Ruine der ehemaligen Kaffeeplantage El Contento und auf den Gipfel Loma El Taburete (hier hat Ché seine Kämpfer für seinen Feldzug in Bolivien ausgebildet). Danach springen wir in den Fluss und genießen die herrliche Atmosphäre. Traumhaft!
Zurück in Havanna – Ganz viel Geschichte und Kultur
Zurück in Havanna werden wir wieder liebenswürdig von Norma und ihrer Familie in Empfang genommen. Es gibt so vieles zu sehen und zu erleben in dieser vielfältigen, bunten Stadt, sodass wir uns gleich wieder auf den Weg machen. Wir besichtigen die alten Festungen El Morro und La Cabaña sowie die Ausstellung der atomaren Mittelstreckenraketen, die fast zum Dritten Weltkrieg geführt hätten. Besonders greifbar wird Kubas Geschichte im Revolutionsmuseum. Hier sind Originalpanzer, -boote und -fahrzeuge ausgestellt, die Fidel Castro und Che Guevara in ihrem Guerillakrieg eingesetzt haben. Auf Empfehlung von zwei Amerikanern, die wir bei unserem ersten Besuch in Havanna im Hotel Nacional kennengelernt hatten, haben wir einen Tisch in Havannas berühmtesten Restaurant La Guarida Havanna Central ergattern können. Sowohl das herrschaftliche, aber größtenteils verfallene Gebäude als auch das ausgefallene Restaurant hinterlassen bei uns einen bleibenden Eindruck. Und was wäre Havanna ohne Tanzen? So lassen wir den Tag im Hotel Florida ausklingen und schwingen noch einmal unser Tanzbein.
Der letzte Tag! Ist es wirklich alles so schnell gegangen? Ähm, wir sind doch gerade erst los, oder etwa nicht??? Hierfür hat zumindest der Wettergott vollstes Verständnis: Es ist grau mit Regen in der Luft. Wir machen dennoch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Stadtteil Playa / Miramar, in dem Norma mit ihrer Familie wohnt. Auch hier entdecken wir sowohl Verfallenes als auch Modernes wie eine Bar an der Küstenpromenade in abgefahrenem „Berliner Style“ – hier kann man Snacks und Getränke z.B. in einer Kutsche, auf der Rückbank eines Autos, in einem Boot, am Nähtisch oder in der Badewanne zu sich nehmen. Zum Abschied kochen wir am letzten Abend mit unserer Gastfamilie. Es gibt Tamales (in Maisblättern gekochtes Maismehl), leckeren Braten de la Casa, frittierte Bananen sowie Caldosa (eine Fleisch-Bohnen-Gemüsesuppe). Felix will sich alle Rezepte behalten, damit er in Berlin bald zum kubanischen Abendessen einladen kann. Mal schauen, ob das klappt…
Und eh wir uns versehen, sitzen wir im Flugzeug auf dem Rückflug nach Deutschland. Wir sagen „Ciao und auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen du schöne Reise“ und „Hallo Berlin – kaum zu glauben, aber ab und zu haben wir auch dich vermisst“.