Auf nach Patagonien über die Carretera Austral
Um von Puerto Montt weiter nach Süden zu kommen, fahren wir heute auf die legendäre Ruta 7 besser bekannt als Carretera Austral. Die 1240 km lange „Schotterpiste“ soll durch atemberaubende Landschaften führen und ist die einzige Verbindungsstrecke durch den chilenischen Teil Patagoniens, auf die wir wirklich gespannt sind. Einst hatte Pinochet den Bau der Carretera angestoßen. Über 300 Mio. Dollar und 20 Jahre später wurde die Straße 1996 fertiggestellt und wird nun kontinuierlich ausgebaut.
Carretera Austral – Teil 1
Auf unserer ersten Etappe der Carretera sind wir mehrfach auf Fähren angewiesen, da die Straße immer wieder durch Fjorde unterbrochen ist. Die erste Überfahrt soll nur 30 Minuten dauern und als wir am späten Nachmittag am Anleger ankommen, ist die Fähre schon da. Wir sind jedoch die ersten in der Schlange, die nicht mehr drauf passen, sodass wir eine knappe Stunde auf die nächste Fähre warten müssen. Dies ist auch die letzte des Tages und wir sind froh, es an Bord geschafft zu haben.
Am nächsten Tag kommen wir kurz vor Mittag in Hornopiren an. Hier erfahren wir, dass es im Moment nur eine Möglichkeit für die nächste Fährverbindung entlang der Carretera gibt (3x täglich in 5h von Hornopiren nach Caleta Gonzalo), diese ist allerdings für heute und die nächsten Tage komplett ausgebucht. Hatte der Reiseführer also doch Recht: „Im Sommer unbedingt 1 Woche vorher reservieren“. Auf gut Glück können wir auf die nächste Fähre um 16 Uhr warten und falls noch Platz ist, kommen wir mit drauf. Na gut. Wir genießen Kaffee, Kuchen und Sonne am Anleger. Dann werden wir Zuschauer eines spektakulären Schauspiels: Zunächst sehen wir, wie ein Riesenlaster mit Ach und Krach die inzwischen angekommene Fähre verlässt. Kurz danach, versucht ein noch größerer LKW mit langem hin- und her Manövrieren, auf die Fähre zu fahren. Eine Stunde dauert dieses Spektakel. Nach 2 Stunden sind endlich alle Autos und LKWs rückwärts auf die Fähre gefahren und im Tetris-Prinzip eingeparkt. Dabei scheint das Schiff völlig überladen – die Fahrzeuge stehen so eng, dass man sich an den meisten Stellen als Fußgänger kaum dazwischen durchquetschen kann. Aber – wir hatten Glück: Als erste in der Warteschlange kommen wir + 2 weitere Autos und 6 Motorräder noch zusätzlich mit.
Unser erster Zwischenstopp im Naturpark Pumalín
Mit Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Caleta Gonzalo, einem der Eintrittstore zum Parque Pumalín an. Der Park entstand auf Naturschutzinitiative des kürzlich verstorbenen Amerikaners Doug Tompkins (Gründer von The North Face sowie Esprit) und seiner zweiten Frau (Mitgründerin von Patagonia). Der private Naturpark ist eines der größten privaten Schutzgebiete der Welt und soll bald in einen offiziellen Nationalpark umgewandelt werden. Wir schlagen unser Dachzelt auf dem Campingplatz Lago Blanco, einem der vielen Campingplätze im Park, auf. Am nächsten Morgen ziehen wir früh los, um den Sendero Michinmahuida zu bestreiten. Obwohl der Park im Vergleich zu den bisherigen Nationalparks die beste Infrastruktur und Ausschilderung hat, haben wir Schwierigkeiten, den Anfang zum Wanderweg zu finden. Zum Glück treffen wir auf zwei Park-Ranger, die uns den Weg weisen. Wie sich heraus stellte, haben wir einen Campingplatz zu früh angesteuert und müssen zunächst 3 km auf der Straße zurücklegen, bevor es 12 km durch den Wald kontinuierlich „sanft“ bergauf geht – immer entlang des Rio Michannahuida. Auf dem Weg zum Sendero sammeln wir noch João und Katterine auf (nähere Infos zu den beiden in unserer neuen Kategorie „Andere Reisende“), die vom richtigen Campingplatz kamen, aber ebenfalls den Eingang zum Sendero nicht gefunden hatten.
Am Ende des Senderos erreichen wir den Fuß des Vulkans Michinmahuida und können dessen beeindruckenden Hängegletscher bewundern. Hier treffen wir außerdem Benedicte, Yves und Louis aus Frankreich, die wir mit ihrem Wickedcamper (sind damit überraschender Weise ganz zufrieden) zuvor auf unserer Reise schon ein paar Mal gesehen hatten. Zurück geht es den gleichen Weg, sodass wir knapp 27 km auf unserem Tacho haben, als wir wieder an der Straße ankommen. Zum Glück kommt kurz darauf ein Pick-up vorbei, der uns die letzten Meter zurück zum Campingplatz mitnimmt. Erschöpft aber glücklich genießen wir den Sonnenuntergang am Lago Blanco.