Ein unvergessliches Silvester auf Chiloé – es kommt immer anders als man denkt
Auf Südamerikas zweitgrößter Insel Chiloé angekommen folgen wir der Empfehlung unseres Lonely Planets und fahren in Ancud zum Campingplatz Arena Gruesa. Bis jetzt waren eigentlich alle Chilenen ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Hier aber lernen wir, dass es auch in diesem Land krass unfreundliche Menschen gibt und so entscheiden wir uns spontan für eine Alternative. Wir finden einen Campingplatz westlich von Ancud direkt am Strand Lechagua, auf dem wir super herzlich empfangen werden. Von Juan, dem Pächter – aka Cabron (Max dachte, Cabron heißt Freund) erhalten wir neben kostenloser Grillkohle auch noch Feuerholz, so dass wir abends ein Feuer machen können.
Silvester im abgelegenen Chepu
In Chepu, am Zusammenstoß dreier Flüsse liegt ein 140 km² großer versunkener Wald. Beim Erdbeben 1960 sackten Teile von Chiloé um bis zu 2m ab, sodass Salzwasser in das Gebiet eindrang und die Bäume abstarben. Dieses Naturschauspiel wollen wir uns nicht entgehen lassen und, nach unserem Desaster in der Bucht Manzano, hier Silvester feiern. Auf einer spontan organisierten Bootstour durch den abgestorbenen Wald, empfiehlt uns unser Bootsführer einen Stellplatz direkt am Meer. Der Weg zum Meer führe zwar über eine Sandpiste, aber die würde für uns kein Problem darstellen – die lokale Bevölkerung nutzt sie täglich…
Scheiße ist! Mit Ach und Krach kommen wir in 4×4 Low über die erste Düne bleiben dann aber so richtig stecken. Es gibt kein Vor und kein Zurück mehr. Also Fuß- und Sportmatten sowie Spaten raus, Luftdruck aus den Reifen, Auto freischaufeln und schieben! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwer die Kiste ist und wie lang ein paar hundert Meter sein können. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir alle fix und fertig, das Auto hat wieder festen Boden unter den Rädern und wir keinen Platz für Silvester. Irgendwo auf dem Weg zum Strand gab es aber einen Campingplatz. Also dahin, grillen und Alkoholvorräte aufbrauchen.
Wie sagte Max so schön, „beim Reisen entstehen durch Missgeschicke immer tolle neue Erlebnisse“. Auf dem Campingplatz El Chilotito gibt es zwar keine anderen Camper, aber die Besitzer und Nachbarn haben gerade angefangen ein ganzes Schaf zu grillen, und wir drei werden spontan mit eingeladen. Wir steuern unsere 2 Kilo Lomo, Rippchen, unser Grillgemüse (sorgt für etwas Verwunderung bei den Chilenen) + unsere Alkoholvorräte zur gemeinsamen Feier bei.
Nach einer absolut grandiosen Essensschlacht (die Chilenen sind nach anfänglicher Skepsis ebenfalls extrem begeistert von Kathrins gegrilltem Gemüse) feiern wir zu Merengue ein rauschendes, unvergessliches Fest. Und obwohl Max bis zum heutigen Tag – abgesehen von Cabron – kein einziges Wort Spanisch spricht, schafft er es wirklich alle zum Tanzen zu motivieren und unterhält einen kompletten Tisch (ehrlich beeindruckend!)
Muchas gracias a Verónica, Saturnino, Brayan, Maurico y todos los demás para hacer esta fiesta tan increíble. Lo hemos pasado super bien y nunca vamos olvidar el Año Nuevo con ustedes!