Das Mysterium des Nationalparks Chiloé
Nach unserer ausgiebigen Silvesterfeier mit den herzlichsten Menschen im abgelegenen Chepu, gibt uns Mauricio noch Mengen an Gemüse aus seinem Garten mit und wir brechen zum Nationalpark Chiloé auf.
Dort wollen wir wandern und die wilde, artenreiche Landschaft erkunden – so lockt uns zumindest die Beschreibung in unserem Lonely Planet. Wir beeilen uns, damit wir vom Conaf-Büro im Nationalpark noch Informationen zu den Wanderrouten bekommen. Doch als wir eintreffen ist das Büro auf dem zum Park gehörigen Campingplatz entgegen der offiziellen Öffnungszeiten schon geschlossen. Der Platzwart erklärt uns außerdem nebenbei, dass er die Zufahrt zum Campingplatz stets geschlossen halte, damit nicht so viele Leute kommen. Ab 9 Uhr am nächsten Tag sei das Büro wieder geöffnet. Seltsam, aber nun gut.
Wir übernachten auf dem Campingplatz und planen, am nächsten Morgen wanderfertig um 9 Uhr zum Büro zu gehen und dann direkt frisch informiert zu starten. Pustekuchen! Die Person, die heute anscheinend gleichzeitig für den Campingplatz als auch für das Büro (das nach wie vor geschlossen ist) zuständig ist, kann uns nur eine 1km lange Wanderstrecke durch den Wald am Campingplatz empfehlen. Wir hatten im Lonely Planet jedoch von einer 25km langen Küstentour gelesen und uns auf einen Tagesmarsch eingestellt. Von anderen wanderlustigen Campern erfahren wir, dass sie ebenfalls nicht mehr Informationen bekommen hatten und eher enttäuscht von Park und Wanderstrecke waren.
Wir beschließen, trotzdem einfach an der Küste entlang los zu laufen, und finden im letzten Moment noch an einem Infobrett hängend eine gemalte Karte mit Wanderrouten. Vom inkompetenten Service frustriert, reißen wir die Karte ab und freuen uns, nun doch noch eine längere ausgewiesene Wanderroute entlang laufen zu können. Doch auch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Vom Küstenweg aus finden wir weder den ersten noch den zweiten Abzweig auf den Rundweg. Mithilfe von Google Maps erkennen wir, dass die Karte nicht ganz wirklichkeitsgetreu gemalt ist und rätseln, wo die Route wohl tatsächlich verlaufen könnte. Irgendwann stoßen wir auf ein Schild, auf dem eine andere Route (oder die gleiche mit einem anderen Namen?) ausgewiesen ist. Doch auch dieser lässt sich nicht folgen, da es an der Stelle einfach keinen Weg gibt. Wir robben unter Stacheldraht durch, krakseln eine blockierte Geröllpiste hoch und folgen einer abenteuerlichen Strecke, die anscheinend für Baumfällarbeiten brachial in die Natur gefräst wurde. Etwas später kommen wir wieder am Strand raus, wo wir früher schon einmal waren und treten von dort den Rückweg an. Auf einem Abstecher kurz vorm Ziel wagen wir uns noch an eine Erfrischung mit Nalca, der wilden Verwandten des Rhabarbers – nicht ganz so schmackhaft, aber ebenfalls essbar, wie wir in Chepu gelernt haben.
Unser Fazit: Die Artenvielfalt an Vögeln konnten wir durchaus bewundern, doch den Nationalpark Chiloé empfanden wir nicht so spektakulär, wie angepriesen, und vom Informationsservice sowie den Wanderwegen sind wir enttäuscht. Ein bisschen lässt uns das Gefühl nicht los, Teil einer Versteckten-Kamera-Folge gewesen zu sein, doch auf die Auflösung warten wir bis heute…